Halver. Die geburtenstarken Jahrgänge 2015 und 2016 sorgen im kommenden Schuljahr 2022/23 für einen Ansturm der Erstklässler. Wie berichtet, werden am Hauptstandort der Regenbogenschule in Halver am Pestalozziweg 97 neue Kinder erwartet, was eine Vierzügigkeit zur Folge haben wird. Die hohen Anmeldezahlen sorgen für Kapazitätsprobleme an der Grundschule, bauliche Erweiterungen wurden bereits von Stadtverwaltung und Politik besprochen und diskutiert. Auf den Tisch kam das Thema erstmals im Ausschuss für Bildung und Jugend in der vergangenen Woche (24. November).
„Wer als Gast dieser Sitzung beiwohnte, musste sich in deren Verlauf doch wundern“, sagen Dagmar Eckhardt und Jürgen Wichert vom Verein Aktionsbündnis Oberbrügge-Ehringhausen. Ihre Gedanken zum Thema fassen beide in einer öffentlichen Stellungnahme zusammen.
Die Stellungnahme im Wortlaut:
„Im Jahr 2016 sollte die Grundschule in Oberbrügge geschlossen werden. Ca. 90 bis 100 Schüler dieser Grundschule hätten auf die verbleibenden zwei Grundschulen in Halver verteilt werden sollen. Ergebnis: Nach erheblichem Widerstand aus der Bevölkerung wurde die Schule nicht geschlossen, sondern als einzügiger Teilstandort der Regenbogenschule weitergeführt. Sie wurde räumlich auf insgesamt sechs Räume beschränkt, der Rest der ehemals zweizügigen Schule wurde zum Kindergarten umgebaut.
Seitdem gibt es fast jährlich Diskussionen über Kapazitätsprobleme in den Grundschulen in Halver.
Seit dem Einschulungsjahr 2018 kam es wiederholt zu Ablehnungen bei den Anmeldungen in Oberbrügge. Die Bitte, diese Schule bei „Mehranmeldungen“ temporär zweizügig laufen zu lassen, wurde stets abgelehnt. Selbst Geschwisterkindern von Schülern in dieser Grundschule wurde die Beschulung am Teilstandort verwehrt. Argument war: Die Schule ist einzügig, solange wir nicht auf Anmeldezahlen in einer Größenordnung von 38 Schülern kommen, wird es keine Zweizügigkeit geben. Außerdem ist für die abgelehnten Kinder der kürzeste Weg zur Lindenhofschule/Regenbogenschule-Standort Pestalozziweg und nicht nach Oberbrügge. Wir erwarten zudem in den nächsten Jahren stark fallende Schülerzahlen.
Für das nächste Jahr entstehen diese Kapazitätsprobleme am Hauptstandort der Regenbogenschule am Pestalozziweg. 97 Anmeldungen für drei Klassen sind zu viele. Seitens der Stadtverwaltung wird hier unmittelbar die Notwendigkeit der Erweiterung zu einer vierten Klasse am Hauptstandort der Regenbogenschule dargestellt. Nur die Frage steht im Raum, in welcher Form die Erweiterung stattfinden wird. Es wird seitens der Stadt scheinbar nicht geprüft, für welche der angemeldeten Schüler welche Schule die nächstgelegene ist und ob andere Lösungen (wie vorher in Oberbrügge praktiziert) möglich wären. Die Erweiterung der Schule war dann auch ein Diskussionspunkt in der Schulausschusssitzung. Eine Prüfung der Anmeldungen nach Einzugsbereich, um die Schülerzahlen am Hauptstandort zu reduzieren, wird auch hier zunächst nicht erwogen. Verweise oder Ablehnungen am Hauptstandort der Regenbogenschule in Richtung der verbliebenen Kapazitäten der Lindenhofschule oder zum Teilstandort in Oberbrügge scheinen in diesem Fall nicht zumutbar zu sein.
In den vergangenen Jahren war man mit den Familien, die ihre Kinder am Teilstandort in Oberbrügge anmelden wollten, nicht so rücksichtsvoll. Da wurde am Teilstandort in Oberbrügge einfach abgelehnt. „Weiche“ Faktoren für Einzelne (Geschwisterkinder/soziale Gründe) wurden schlichtweg ignoriert, auch wenn die Eingangsklasse am Ende eine Größe von lediglich 23 Kindern aufwies und noch Kapazitäten gehabt hätte.
Es wird in Sachen 97 Anmeldungen am Hauptstandort Pestalozziweg scheinbar nur noch darüber diskutiert, ob man alte Container reaktiviert, neue Container least/kauft oder gar komplett neu ans bestehende Gebäude anbaut. Kostenfaktor wäre zwischen 250 000 und 750 000 Euro für eventuell zwei Hände voll Schüler, die jenseits der Kapazitäten einer Schule angemeldet wurden.
Es soll hier nichts missverstanden werden. Normalerweise sollen alle Kinder die Schule besuchen dürfen, die sie mit ihren Eltern für sich aussuchen. Nur: Diese Regel sollte dann bitte auch für alle Familien in Halver und für alle Schulen gelten. Und: Wenn bei einem Standort der Einzugsbereich über Annahme oder Ablehnung für einzelne Kinder entscheidet, dann sollte zumindest diese Prüfung auch für alle anderen Schulen stattfinden.
Generell scheint es hier seit Jahren ein Kapazitätsproblem in den Grundschulen in Halver zu geben, welches fast jedes Jahr aufs Neue zu Diskussionen führt.
Die bereits angelaufenen und in naher Zukunft entstehenden Neubaugebiete mit zuziehenden jungen Familien werden diese Situation wahrscheinlich nicht entschärfen, auch wenn die Geburtenjahrgänge wieder schwächer werden.„
Ob Jürgen Wichert (SPD) auf das Thema im Rahmen der Ratssitzung noch einmal zu sprechen kommt, hielt er sich auf Anfrage von LokalDirekt noch offen. Der Rat der Stadt Halver tagt am Montag, 13. Dezember.
(Quelle LokalDirekt)