Die OGS in Oberbrügge stand im Fokus der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Jugend. – Foto: Weber
„Wir zahlen schon jetzt für die Vision, die Sie von der OGS von morgen haben“, sagte Silke Jordan. Sie nutzte als Mutter eines Oberbrügger Schülers die Gelegenheit, beim Ausschuss für Bildung und Jugend vorzusprechen. Der Unterschied zwischen dem Offenen Ganztag in Halver und Oberbrügge sei groß, die Räume und das Angebot nicht vergleichbar. Und dennoch zahlten die Eltern denselben Preis. Bis die Versprechen der Stadt umgesetzt seien, sei ihr Kind schon auf der weiterführenden Schule.
Auch Daniela Joest übte als Mutter eines Oberbügger OGS-Kindes während der Sitzungsunterbrechung Kritik: „Wir hatten im Frühjahr ein Gespräch mit Kämmerer Simon Thienel. Wir hatten als Eltern angeregt, was für uns eine gute OGS ausmacht.“ Nichts davon sei erfüllt worden. Mit Carolin Berker als Leitung hätten die Kinder großes Glück gehabt. Aber warum habe die Stadt die Leitung bis zuletzt nur in Teilzeit beschäftigt, wenn sie doch die beste OGS wolle? Hätte sie die Möglichkeit, würde sie ihre Tochter sofort abmelden. Sie habe große Angst, dass das ganze Angebot nun weg bricht. Joest bezog auch Stellung zu den Aussagen Simon Thienels, der im LokalDirekt-Gespräch von positiven Rückmeldungen durch Oberbrügger Eltern sprach. „Die Stimmung unter den Eltern ist nicht so gut, wie Sie es beschrieben haben. Mir ist das nicht begreiflich.“
Jürgen Wichert griff die Kritik auf und fragte die Verwaltung, ob nicht an den Gebühren zu drehen sei, solange das optimierte Angebot in Oberbrügge nicht umgesetzt sei. Eine Antwort blieb aus. Kai Henning bekräftigte als OGS-Leiter der Regenbogenschule, dass alles weiterlaufe und nichts zusammenbreche. „Die Angebote, die von Carolin Berker ins Rollen gebracht wurden, soll es weiter geben.“
Jürgen Wichert: „Kritik der Eltern ernst nehmen“
Simon Thienel erklärte den Ausschussmitgliedern und Eltern im Forum der Lindenhofschule, dass er sich vorab am Mittwoch einen persönlichen Eindruck von der OGS gemacht und ein anderes Feedback bekommen habe. „Die Kinder und Mitarbeiter waren fröhlich und sehr optimistisch.“ Es gebe zudem auch noch andere Bereiche in der Stadt. Jürgen Wichert hakte nach und forderte die Verwaltung auf, die Kritik der Eltern ernst zu nehmen. „Ich habe das so verstanden, dass die Eltern mehr erwartet haben. Man muss die Frage stellen dürfen, warum gekündigt wurde.“ Damit bezog er sich auf die Aussage Kai Hellmanns, Fachbereich zwei, der vorab von einigen Kündigungen in Oberbrügge im Zuge der Preiserhöhung sprach.
Elternbefragung zum Offenen Ganztag in Halver
Thienel versicherte daraufhin, die „Kritik natürlich ernst zu nehmen“ und betonte, dass er auch gerne am OGS-Elternabend in Oberbrügge teilgenommen hätte. Man habe jetzt schon mehr für den Offenen Ganztag ausgegeben, als reingekommen sei.
Ausschuss-Vorsitzender Achim Magenheimer (SPD) plädierte für „ein bisschen mehr Vertrauen“. Es gebe ein Qualitätsanforderungversprechen, daran müssten sie sich alle messen lassen. „Einfach mal optimistisch rangehen“, sagte er. CDU-Fraktionsvorsitzender Marvin Schüle forderte die Verwaltung auf, es ins Protokoll aufzunehmen, dass die Eltern zum Thema OGS befragt werden sollen.
Zahlen und Fakten
Kai Hellmann legte den Ausschussmitgliedern die aktuellen Zahlen zu den drei Grundschulstandorten vor: An der Lindenhofschule stehen für 130 Schüler 277 Arbeitsstunden zur Verfügung. In Oberbrügge sind es für 27 Kinder 84 Arbeitsstunden. An der Regenbogenschule in Halver stehen für 146 Schüler 255 Arbeitsstunden zur Verfügung.
Dr. Sabine Wallmann rückte die Arbeitsstunden daraufhin in den Fokus: „Wenn ich sehe, dass in Oberbrügge für 27 Kinder 87 Stunden zur verfügung stehen, dann erscheint mir das so, dass das zumindest stundenmäßig eine gute Auslastung ist.“ Es sei nicht immer alles perfekt und die Verantwortlichen müssten schrittweise vorgehen und das brauche eine gewisse Zeit. „Ich möchte die Verwaltung in Schutz nehmen. Ich glaube, dass da schon ganz viel Kraft reingesteckt wird.“
(Quelle LokalDirekt)
Kommentar: „Verwaltung redet sich die Situation schön“
Ein Kommentar von Lisa Weber.
Als Beobachter des Ausschusses für Bildung und Jugend könnte man meinen, Eltern und Verwaltung redeten über zwei völlig verschiedene Schulen. Die Eltern nahmen teil, um ihre Sorgen zu äußern, Kritik zu üben und sicher auch mit der Hoffnung auf Antworten. Doch ernst genommen wurden sie nicht. Stattdessen zeichnete Kämmerer Simon Thienel ein völlig verzerrtes Bild, fernab der Realität der Kinder und Eltern. Die Vorlage lieferte ihm eine Stippvisite in der OGS, nur wenige Stunden vor der Sitzung. Dort habe er nur fröhliche Schüler und Mitarbeiter getroffen. So simpel lassen sich wohl kaum viele Monate zusammenfassen. Das ist unreflektiert, gar ignorant. Die Verwaltung verschließt offenbar die Augen vor der Realität. Denn in Oberbrügge herrschen seit der Beitragserhöhung und nun auch der Kündigung der Leitung vor allem eines: Unzufriedenheit und Verunsicherung. Und auch Traurigkeit. Denn wenn eine Bezugsperson kurzerhand wegfällt, ist das eben nicht nur ein personeller Engpass.
Bis auf Jürgen Wichert (SPD) ließ das gesamte Gremium die Eltern ohne ernst zu nehmende Reaktionen zurück. Dass Dr. Sabine Wallmann (UWG) die Verwaltung abschließend in Schutz nahm und die Eltern ebenfalls ohne konkrete Antwort stehen ließ, ist nicht nachvollziehbar. Die Qualität einer OGS lässt sich nicht am Stundenkontingent der Mitarbeiter bemessen. Es sind die Menschen und das Angebot dahinter. Sie machen eine OGS erst aus. Die Eltern haben Simon Thienel schon vor Monaten viele Vorschläge unterbreitet, von denen bislang nichts umgesetzt wurde. Im Sinne der Kinder wäre es zu wünschen, dass Politik, Verwaltung und Eltern sich an einen Tisch setzen. Um zusammen ein Bild zu kreieren, das aus jeder Perspektive stimmig ist – und vor allem den Kindern in Oberbrügge richtig gut gefällt.
(Quelle LokalDirekt)
Leider dürfen wir auf Grund des Urheberrechts, Artikel aus dem Allgemeinen Anzeiger hier nicht einstellen. Für eine ausgewogene Berichterstattung stellen wir hier den Link zu dem Artikel auf Come-On ein.